Petition zur Gleichstellung von Naturheilverfahren
(ir) Eine kürzlich beim Deutschen Bundestag eingereichte Petition fordert die finanzielle Gleichstellung von Naturheilverfahren:
"Der Deutsche Bundestag möge beschließen
- Naturheilverfahren und Schulmedizin werden gleichgestellt
- ALLE wirksamen Verfahren werden von den Kassen erstattet
- Neben dem bisherigen Medizinstudium werden vergleichbare Studiengänge in Homöopathie, Ayurveda, TCM, Naturheilkunde usw. an Universitäten eingerichtet und die Abschlüsse staatlich anerkannt
- naturheilkundliche Forschung erhält öffentliche Geldern in derselben Höhe wie schulmedizinische Forschung"
Die Petition wird bereits von über 6.000 Bürgern unterstützt. Das ist ein ganz beachtliches Ergebnis, verglichen mit dem Erfolg der meisten Petitionen. Die Zeichnungsfrist endet am 15. Dezember 2010.
Die Petitionsadresse ist:
https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=14388
Kommentar:
Ein Problem, das ich bei dieser Petition sehe, ist der Umstand, dass sich der Petent offensichtlich mit den Mechanismen unseres Gesundheitssystems nicht wirklich auskennt und auch die Konsequenzen seiner Forderung nicht bedacht hat. Doch das ist nicht wirklich seine Schuld, denn nur wenige können von sich behaupten, diesen Irrgarten der Verantwortlichkeiten zu durchschauen.
In der Petition wird pauschal gefordert, der Gesetzgeber solle die Gesetzlichen Krankenkassen verpflichten, sämtliche "wirksamen" Verfahren zu erstatten. Doch wer soll entscheiden, was "wirksam" ist? Was dabei herauskommt, wenn wir diese Entscheidung dem Gesetzgeber überlassen, sehen wir am real existierenden Gesundheitssystem. Im Sozialgesetzbuch 5 (SGB 5) ist geregelt, dass ein zentrales Gremium, der "Gemeinsame Bundesausschuss", der aus Vertretern der Ärzteschaft, der gesetzlichen Krankenkassen und Berufspolitikern gebildet wird, darüber zu befinden hat, was zu erstatten ist und was nicht. Im Grunde müsste also das SGB geändert und dieser Bundesausschuss aufgelöst werden.
Ich persönlich fände es erstrebenswert, es den Krankenkassen selbst zu überlassen, was sie erstatten und was nicht - und gleichzeitig über die alle 6 Jahre stattfindenden Sozialwahl Versichertenvertreter in die Verwaltungsräte der Kassen zu wählen, die diesen Namen auch verdienen.
Trotz diesen Mangels gibt diese Petition uns allen eine kleine Chance, unseren Bürgerwillen auszudrücken. Erreicht die Petition 50.000 Unterschriften, erzwingt der Petent damit eine Anhörung vor dem Bundestag. Ich wünsche es ihm und uns, dass er dieses Ziel erreicht.