Wehe dem Patienten, dessen Arzt auf solche Quellen vertraut!
(ir) Dass die Ärzte Zeitung, die kostenlos an Ärzte verschickt wird, im Grunde eine Marketing-Plattform für global operierende Pharma-Konzerne ist, stellt sie sie in ihrer Online-Ausgabe von 9. Februar 2012 einmal mehr unter Beweis. Hier darf der Chef von MSD-Deutschland hemmungslos die Haltung des IQWIG kritisieren, einem von seinem Anspruch her unabhängigen Institut, das dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und dem Bundesgesundheitsministerium zuarbeitet, indem es objektive Entscheidungskriterien im medizinischen Bereich erarbeitet.
Auch wenn der frühere Chef des IQWIG Sawicki erst kürzlich auf Druck der Hersteller seinen Hut nehmen musste, hat das Institut sein Rückrat offenbar damit noch nicht ganz verloren: Es beurteilte kürzlich die Wirksamkeit des gegen Hepatitis C-Viren gerichteten Proteasehemmers BOCEPREVIR des Herstellers MSD als unzureichend.
Die Ärzte Zeitung gibt Hanspeter Quodt von MSD auf seine Online-Seite die Möglichkeit, die Haltung des IQWIG zu kritisieren. Wie das IQWIG dagegen ihre Haltung zu dem Medikament begründet wird nicht dargestellt, wurde vermutlich auch gar nicht erfragt.
Für einen Arzt, der sich für oder gegen eine Behandlung mit einem - auch aufgrund seiner Nebenwirkungen umstrittenen - Medikaments entscheiden muss, wäre aber gerade die objektive und unabhängige Gegenüberstellung der gegensätzlichen Positionen wichtig.
Dass dies nicht in der Absicht der Ärzte Zeitung liegt, scheint offensichtlich. Dabei wäre es doch so leicht gewesen, zumindest einen Link auf die entsprechende IQWIG-Stellungnahme zu setzen.
Wehe dem Patienten, dessen Arzt seines Vertrauens seine Informationen und Entscheidungskriterien ausschließlich aus solchen Quellen bezieht!
Das ganze Interview in der Ärzte Zeitung
IQWIG: "Ausmaß des Zusatznutzens unklar"
Fachinfo zu VICTRELIS (basiert auf dem Wirkstoff Boceprevir)