Warum "Wirksamkeit" nicht gleich "Wirksamkeit" ist
(ht) Nehmen wir einmal an, in einer Studie über die Wirksamkeit einer Impfung sei herausgekommen, dass die Zahl der laborbestätigten Erkrankungsfälle bei den Geimpften im Vergleich zu den Ungeimpften deutlich gefallen, die Gesamtzahl der Erkrankungen mit dem entsprechenden Symptombild jedoch gleichgeblieben sei. Der Impfexperte jubelt und publiziert in renommierten Fachzeitschriften, die Impfung sei wirksam.
Zu Recht?
Nehmen wir das Beispiel Pertussis (Keuchhusten). Laut Nilsson 2012 [1] ist die Anzahl der laborbestätigten Pertussisfälle und die Anzahl der Klinikeinweisungen von laborbestätigten Pertussisfällen im Vergleich zu Ungeimpften gefallen. Der verwendete Test war die "Polymerase Chain Reaction" (PCR), ein Verfahren zum Feststellen spezifischer genetischer Bausteine. Aus derem Nachweis wird die Anwesenheit bestimmter Erreger geschlossen und damit auf eine akute Infektion. Wie viele Erkrankungen insgesamt (!) mit Pertussis-Symptomen gezählt wurden, unabhängig von den PCR-Ergebnissen ist zumindest nicht im Abstract (Zusammenfassung) der Studie nachzulesen. Ähnlich verhält es sich mit Gustafsson 2006 [2]. Bei Tozzi 2012 [3] wurde nicht die PCR angewendet, sondern Anzucht des Erregers in der Kultur und serologische Tests zur Bestimmung des Antikörpertiters. Bei Peters 2012 [4] wurde die Rate der Klinikeinweisungen anhand des Antikörpertiters geschätzt.
Alle Pertussis-Erkrankungen ohne Laborbestätigung fielen also bei diesen Studien einfach unter den Tisch.
Bei all diesen Studien wissen wir zwar, wie viele der mit Pertussis-Symptomen Erkrankten testpositiv waren, und dass die Anzahl der "Laborbestätigten" Fälle bei den Geimpften geringer war als bei den Ungeimpften. Doch bedeutet dies automatisch, dass die Geimpften insgesamt (!) seltener erkrankten?
Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse während meiner jahrelangen Recherchen war, dass Behörden und die (in der Regel interessengebundene) Experten bewusst unser Laientum und unsere Naivität ausnutzen, indem sie Begriffe anders verwenden als wir. Und uns damit etwas vorgaukeln, was gar nicht existiert.
Der Begriff "Wirksamkeit" ist hierfür ein gutes Beispiel. Während wir Eltern unter "Wirksamkeit" verstehen, dass Geimpfte nachweislich einen deutlichen gesundheitlichen Vorteil gegenüber Ungeimpften haben, versteht der Impfexperte darunter nur einen Laborwert. Geimpfte haben höhere Antikörpertiter und sind deshalb "immuner" als Ungeimpfte. Geimpfte sind häufiger PCR-negativ und gelten dann als nicht infiziert.
Doch bedeuten PCR-Negativität und Antikörper-Positivität wirklich mehr Gesundheit?
Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Und wenn der Ihnen keine befriedigende Antwort geben kann, schauen Sie mal bei diesem Link vorbei:
antikoerpertiter/index.html
[1] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22094282
[2] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16950988
[3] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14595048
[4] http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMp1113008