Autismus: "Rückzug von strittiger Impf-Studie"
Wie die Neue Züricher Zeitung (NZZ) am 2. Februar in ihrer Online-Ausgabe meldet, hat die britische Medizinzeitschrift "The Lancet" eine 1998 veröfftentlichte Studie zurückgezogen, die einen Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln und dem Entstehen von Autismus hergestellt hatte. Bereits 2004 hatten sich 10 der 13 Studienautoren von dem Artikel distanziert. Der Hauptautor des Artikels, der britische Arzt Dr. Andrew Wakefield, habe Geld von Anwälten betroffener Eltern erhalten. Der britische Rat für die Zulassung von Ärzten warf Wakefield unter anderem "unethische Forschungsmethoden" und eine "unehrliche" und "unverantwortliche" Darstellung seiner Forschungsergebnisse vor. - Neue Züricher Zeitung online vom 2. Februar 2010
Kommentar: Heuchelei oder Wissenschaft?
Dr. Andrew Wakefield ist der vielleicht umstrittenste impfkritische Arzt weltweit. In einer kleinen Studie konnte er 1998 einen möglichen Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und der Entstehung von Autismus herstellen. Zahlreiche Eltern, darunter auch Wakefields Auftraggeber, hatten diesen zeitlichen Zusammenhang bei ihren autistischen Kindern beobachtet, waren bisher bei den Behörden jedoch auf taube Ohren gestoßen.
Grob gesehen gibt es zwei Möglichkeiten: Dr. Wakefield arbeitete wissenschaftlich unsauber - dann wäre die Kritik berechtigt. Oder aber er arbeitete sauber und in Wahrheit nimmt man es ihm übel, die geheiligten MMR-Durchimpfungsraten und die Gewinninteressen der Hersteller in Großbritannien gefährdet zu haben.
Nun ist Wakefield vielleicht der bekannteste Kritiker, aber bei weitem nicht der Einzige, der den Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus herstellt. Die öffentliche Diskussion scheint mir in großen Teilen durch schiere Heuchelei geprägt.
Selbst wenn man seine Studie als "unethisch" bezeichnen könnte, hieße dies noch lange nicht, dass sie wissenschaftlich wertlos wäre. Außerdem hat er das Geld von den Eltern der autistischen Kinder ja nicht für seinen Ferrari-Zweitwagen und sein Wochenendhaus auf Mallorca erhalten, sondern zur Durchführung der Studie. Natürlich ist er damit auch ein Stück weit befangen. Doch er führte die Studie ja nicht allein durch und das Problem einer gewissen Befangenheit dem Geldgeber gegenüber gilt natürlich auch für zahlreiche Zulassungsstudien für Impfstoffe. Nehmen wir doch z. B. die Studien des früheren STIKO-Chef Schmitt an der Unikinderklinik in Mainz. Wollte man Wakefields Studie aus diesem Grund nicht anerkennen, müsste man den meisten Impfstoffen die Zulassung gleich mit entziehen.
Barbara Loe Fischer, Mitgründerin der us-amerikanischen Impfkritikerorganisation NVIC, berichtet zudem in ihrem letzten Newsletter, dass man Wakefield bereits im September 2007 mit Jobverlust bedroht habe, wenn er an einer impfkritischen Konferenz in den USA teilnehmen würde. Da hatte er die umstrittene Studie jedoch noch gar nicht publiziert...
Siehe auch:
Studie kann Zusammenhänge zwischen MMR-Impfung und Autismus nicht widerlegen
Autismus: Tausende Familien klagen gegen Impfstoff-Hersteller
Porphyrinurie bei australischen Kindern mit Autismus
impf-report Ausgabe: "Autismus, der geleugnete Zusammenhang"
Autismus: Erhöhtes Risiko bei MMR-Impfung und Paracetamol
Autismus: Impfstoffe durch Studie entlastet?
Meilenstein für die Anerkennung von Autismus als Impfschaden?
"Neue Autismusstudien entlasten die Impfstoffe nicht wirklich"
Autismus: Neue Studie will Impfungen als Ursache entlasten
Autismus: Studie zweifelt Zusammenhang mit Masernimpfung an
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Rückgang der Autismus-Fälle in den USA?
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