Schöne neue EU-Impfwelt
(ir) Einem Bericht der pharmanahen Ärzte Zeitung zufolge will die EU aus den Erfahrungen mit der Schweinegrippe lernen und künftig die Beschaffung von Impfstoffen EU-weit koordinieren. Zudem soll die Pandemie-Ausrufung von der WHO abgekoppelt und der neuen EU-Seuchenbehörde ECDC übertragen werden. Der EU-Gesundheitskommissar will darüber hinaus die Koordinierung auch auf biologische, chemische und Umweltgefahren ausdehnen. - Ärzte Zeitung online vom 13. Dez. 2011
Kommentar:
Der WHO die Macht, den Pandemiefall auszurufen, wegzunehmen, ist sicherlich eine gute Idee, denn die Pharmanähe der WHO-Spitze ist seit der Schweinegrippe sprichwörtlich. Doch das eigentliche Problem waren ja die Verträge der Impstoffhersteller mit den Regierungen. Dort war die Pandemie-Ausrufung mit einem Bestell-Automatismus für Pandemie-Impfstoffe verbunden. Außerdem wäre es naiv zu glauben, die EU-Kommission oder das ECDC, das planmäßig immer mehr Macht erhält, wären immun gegen die Einflüsse der Pharma-Lobby. Ein Gutes hat die europäische Zentralisierung natürlich: Die Hersteller können ihre nationalen Lobby-Abteilungen radikal verkleinern und müssen sich nur noch auf Brüssel konzentrieren. Das reduziert die Ausgaben und ermöglicht die Reduzierung der Impfstoffpreise und damit die Belastung der Steuerzahler und Krankenversicherten. Wenigstens aber ist zu erwarten, dass die Explosion der Impfstoffpreise der letzten Jahre ein wenig gebremst wird.
Na ja, hoffen wird man ja wohl noch dürfen...