Mutationen als Hilferklärung für das Versagen von Hühnerimpfstoffen
(ir) In Australien grassiert seit vier Jahren eine neue Variante einer klassischen Hühnerseuche mit der Bezeichnung "infektiöse Laryngotracheitis" (ILT). Neu sind dabei nicht die Symptome - die sind insbesondere in der Massentierhaltung schon lange bekannt - sondern dass mittels spezieller Gentests (mit der Abkürzung PCR) angeblich zwei völlig neue Virentypen entdeckt wurden. Das wäre wohl nicht weiter aufgefallen, wenn nicht direkt vor der "neuen" Seuche eine Impfaktion gegen genau diese Krankheit stattgefunden hätte.
Dass die Impfung offensichtlich nichts genutzt hat, eher im Gegenteil, hat aus Sicht der Fachleute nun nichts mit dem Versagen der Impfungen zu tun. Vielmehr sei der Fehler gewesen, zwei verschiedene Lebendimpfstoffe eingesetzt zu haben. Dadurch hätten sich die Gene dieser beiden Virentypen miteinander vermischt und zur Mutation geführt. Weitergeimpft wird trotzdem, denn die Impfstoffe würden zumindest ein bisschen wirken.
Kritiker dieser Gentests, darunter auch der Erfinder Kary Mullis selbst, weisen schon seit Jahren darauf hin, dass die Test-Ergebnisse völlig willkürlich sind, wenn man die Viren, deren genetische Zusammensetzung getestet wird, nicht vorher hochaufreinigt, also von allen Fremdpartikeln befreit. Der Versuch dieser Hochaufreinigung ist jedoch die völlige Ausnahme, darüber hinaus gelingt sie auch nicht immer.
Meiner Ansicht nach handelt es sich bei den angeblichen „Mutationen“ nur um eine Hilfserklärung für das offensichtliche Versagen der Impfung. Mit etwas Glück und diskreter Nachhilfe könnten die Hersteller der Gesellschaft daraus sogar die Notwendigkeit für zusätzliche Impfungen vermitteln.
Ein geradezu geniales Konzept: Versagt ein Impfstoff, verdoppelt sich gleich der Impfstoff-Markt.
Originalartikel im Tagesspiegel online vom 2. August 2012