STIKO-Mitglied fordert Aufbau eines nationalen Registers für medizinische Studien
(ht) Daran, ob die Berufung des Freiburger Professors Dr. rer. nat. Gerd Antes in die Ständige Impfkommission (STIKO) einen Hoffnungsschimmer darstellt oder nur den Versuch, einen als unabhängig bekannten Wissenschaftler in die Machenschaften interessengebundener Seilschaften einzubinden, scheiden sich die impfkritischen Geister.
Antes ist Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums, das einen guten Ruf für seine objektiven Studienauswertungen genießt. Wenn es nach Antes ginge, müssten alle Medikamentenstudien vor ihrer Durchführung in einem zentralen Register als unbedingte Voraussetzung dafür erfasst werden, dass renommierte Medizinjournale sie veröffentlichen. Es gebe genügend Beispiele dafür, so Antes gegenüber der Zeitung "Der Sonntag" vom 17. Januar 2010, dass für das geprüfte Medikament ungünstig verlaufen Studienergebnisse einfach in den Schubladen der Hersteller verschwinden. Damit es einen Wissenszuwachs für den Patienten gebe, müssten auch solche Studien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Sonst entstehe leicht ein verzerrtes Bild vom Nutzen und den Risiken eines Medikaments.
Etwa die Hälfte aller Studien würde wegen unerwünschter Ergebnisse - etwa aus Forscherehrgeiz - gar nicht veröffentlicht
ANTES: Eigentlich müsste die freiwillige Veröffentlichung selbstverständlich sein: Es ist allein schon eine Sache des wissenschaftlichen Prinzips und der Ethik, dass man seine Untersuchungen publiziert. Aus diversen Gründen funktioniert das aber nicht. Ein Kompromiss ist, dass man mit der Meldung im Register eine Art Geburtsurkunde öffentlich macht. Die ist dann für jeden Bürger des Landes zugänglich.
DER SONNTAG: Zuerst einmal musste man Überhaupt von der Existenz einer Studie erfahren.
ANTES: Der Existenznachweis ist leicht zu führen, wenn man die Registrierung an die Ethikkommissionen koppelt. Dort muss jede Studie, die mit Menschen zu tun hat, genehmigt werden. Bei jeder Registrierung dort würde man also gefragt: "Haben Sie etwas dagegen, dass Eckdaten Ihrer Studie übernommen werden, so dass Bürger, Ärzte, Forscher und Gesundheitspolitiker sich über die laufenden Studien informieren können?" Dann kann jeder, der sich den wissenschaftlichen und ethischen Prinzipien verpflichtet fühlt, nur "Ja" sagen.
Und falls doch jemand mit "nein" antworte, so Antes weiter, habe er ein großes Problem damit, dies zu begründen.