Massenimpfungen in Haiti
(...) Neben der allgemeinen Versorgung der Kinder will sich die UNO aber auch um eine weiterführende medizinische Betreuung kümmern. So plant das UNO-Kinderhilfswerk Unicef gemeinsam mit der Regierung von Haiti, 600.000 Kinder im Alter von bis zu fünf Jahren gegen Masern, Tetanus und Diphtherie zu impfen. (...) - Wiener Zeitung online vom 27. Jan. 2010
Die EU fürchtet, dass mehr als doppelt so viele Kinder als bisher geschätzt beim Erdbeben in Haiti ihre Eltern verloren haben: eine Million. Mit einer großangelegten Impfkampagne hat Unicef begonnen rund 700.000 Kinder gegen Krankheiten zu impfen. (...) - ZDF online vom 2. Feb. 2010
BERLIN (dpa). Teams des Deutschen Rote Kreuzes (DRK) wollen Erdbebenopfer in Haiti ab sofort gegen Krankheiten wie Masern, Tetanus und Diphtherie impfen. Den Impfschutz sollen vor allem Menschen in den mehr als 500 Zeltlagern der Hauptstadt Port-au-Prince erhalten, darunter 140 000 Kinder, teilte das DRK am Mittwoch in Berlin mit.
In den Zeltstädten ohne fließend Wasser, Kanalisation und Müllentsorgung seien Menschen besonders gefährdet. Dort litten Kinder bereits an Durchfall, Fieber, Erkältungen und Hautausschlägen. Nach DRK-Schätzungen brauchen eine Million Menschen in dem Karibikstaat dringend bessere Unterkünfte. (...) - Ärzte Zeitung online vom 4. Feb . 2010
Kommentar:
Lesen die Agentur-Journalisten eigentlich selbst, was sie da schreiben? Wenn in den "Zeltstädten ohne fließend Wasser, Kanalisation und Müllentsorgung" Menschen besonders gefährdet sind, dann brauchen sie genau das, nämlich fließend Wasser, Kanalisation und Müllentsorgung, aber um Gottes Willen keine Impfungen! Und das würde selbst dann gelten, wenn Impfungen einen nachweisbaren gesundheitlichen Nutzen hätten.
Ich bin lose mit einem jungen Deutschen in Haiti in Kontakt, der dort mithilft, die Hilfe für die Erdbebenopfer zu organisieren. Während sich die internationalen Hilfsorganisationen auf die Hauptstadt von Haiti konzentrieren, ist die Situation auf dem Land, das von Flüchtlingen und Verletzten aus der Hauptstadt überschwemmt wird und selber keinerlei Reserven hat - alle Warenlieferungen kamen bisher über Port-au-Prince - verzweifelt. Dazu kommen die Mafia-Strukturen, die bisher das Land beherrscht haben und die z. B. immer noch ihr Quasi-Monopol auf Benzin verteidigen. Ein Menschenleben ist nicht viel wert in Haiti.
Die Konzentration der Hilfe muss deshalb auf Wiederherstellung der Infrastrukturen - und auf Zerschlagung der Mafiastrukturen - konzentriert werden, auf die Behandlung der Verletzen und die Sicherstellung des Überlebens der Überlebenden durch Grundnahrungsmittel und (sauberes) Trinkwasser.
Doch der Umgang des reichen Westens mit den armen Ländern das ist ein Problem, dass nicht erst seit der Haiti-Katastrophe besteht. Statt systematisch Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und so den Grundstein für eine Staatengemeinschaft aus sozial stabilen und unabhängigen Nationen zu legen, profitieren von den "Hilfeleistungen" in erster Linie die reichen Nationen, bzw. bestimmte Konzerne.