Stiftung Warentest - Wissenschaftlich nur beim Café?
Offener Leserbrief zu Ausgabe Nr. 10/2010 der Zeitschrift test
"Die Lektüre dieses Journals hinterlässt den informierten Leser amüsiert oder irritiert: zitieren Sie doch - ganz im Stil Ihrer von mir sehr geschätzten Zeitschrift - zu einem doch eher banalen Thema wie dem Café die Cochrane-Organisation, die mit einem dem Ihren vergleichbaren Anspruch mit wissenschaftlichen Methoden und unabhängig untersucht.
Auf der gleichen Doppelseite räumen Sie dann aber der Impfempfehlung für die Influenza-Impfung gewichtigen Raum ein. Das irritiert deswegen, da es gerade die Cochrane-Organisation ist, die dieser Impfung seit Jahren jede wissenschaftliche Grundlage abspricht. In einer aktuellen Bewertung aus dem Jahre 2010 heißt es hier:
„Influenza-Impfstoffe haben einen bescheidenen Effekt bezüglich der Verminderung von Grippe-Symptomen und verlorener Arbeitstage. Es gibt keinen Beweis, dass sie Komplikationen wie Lungenentzündungen oder die Übertragung [der Influenza] beeinflussen. [und weiter:] WARNUNG: […] Die Literaturübersicht zeigt, dass verlässliche Beweise zu Influenza-Impfstoffen dünn gesät sind, aber es gibt Beweise für umfangreiche Manipulationen von Schlussfolgerungen und berüchtigte Fälschungen [spurious notoriety] der Studien.“ (Cochrane 2010; http://www2.cochrane.org/reviews/en/ab001269.html ).
Der Leiter der Influenza-Arbeitsgruppe bei der Cochrane-Organisation, Tom Jefferson resümierte schon im Jahre 2009: „Es gibt keinen wie auch immer gearteten Beweis [no evidence whatsoever], dass Impfstoffe gegen die saisonale Influenza irgend einen Effekt haben, insbesondere bei Älteren und kleinen Kindern. Kein Beweis für verminderte [Krankheits-]Fälle, Todesfälle, Komplikationen.“(Jefferson 2009, http://medicalconsumers.org/2009/09/24/why-the-h1n1-virus-is-not-a-major-threat/ )."
Dr. med. Steffen Rabe
Arzt für Kinder- und Jugendmedizin
München