Sind die Durchimpfungsraten viel niedriger als behauptet?

Sind die Durchimpfungsraten viel niedriger als behauptet?

(ir) Das Schleswig-Holsteinsche Ärzteblatt veröffentlichte in seiner Ausgabe 9/2006 eine Erhebung des Landes über die Durchimpfungsraten bei Vorschulkindern der Jahre 2000 und 2005. Demnach haben sich die Durchimpfungsraten bei fast allen empfohlenen Impfungen verbessert.

So betrug 2005 die Durchimpfungsrate bei Diphtherie 96,5 % bei Tetanus 97,1 %, bei Polio 95,5 % und bei Masern 91,8 % (1 Injektion) bzw. 73,8 % (2 Injektionen).

Doch von allen Kindern der betreffenden Altersgruppe wurden nur bei 89 % Impfdaten zurückgemeldet – und darunter waren wiederum nur 82 % auswertbar. Dies bedeutet, dass nur bei 73 %  der in Frage kommenden Altersgruppe die Impfdaten ausgewertet werden konnten.

Somit sind es in Wahrheit bei Diphtherie 70,4 %, bei Tetanus  70,9%, bei Polio 69,7 %, bei Masern 67 % (1 Injektion) bzw. 53,9 % (2 Injektionen).

Bei dem Rest ist der Impfstatus unsicher. Es kann sich bei diesen Kindern sowohl um ungeimpfte als auch um geimpfte Kinder handeln. Schätzungen oder Hochrechnungen über das Verhältnis der Geimpften und Ungeimpften in der nicht erfassten Gruppe sind völlig unmöglich, da es keinerlei Untersuchungen über die Gründe für die Nichtangabe der Impfdaten und darüber gibt, ob die Durchimpfungsrate bei den Unerfassten vergleichbar mit jener bei den Erfassten ist.

Angaben über angebliche Durchimpfungsraten sind somit problematisch. Noch problematischer ist allerdings, dass die Frage der Dunkelziffer von unseren Gesundheitsbehörden noch nicht einmal thematisiert wird. Dies könnte als Hinweis gedeutet werden, dass es den Behörden nicht etwa um die wahrheitsgemäße Darstellung der Impfsituation in ihrem Verantwortungsbereich geht, sondern darum, sich nach außen möglichst positiv darzustellen. Denn schließlich ist nur ein Gesundheitsamt mit hoher Durchimpfungsrate ein gutes Gesundheitsamt.

Ob denn eine hohe Durchimpfungsrate auch mit einer niedrigeren Erkrankungsrate einhergeht, wissen wir nicht, da die Behörden diesbezüglich keine systematischen Erhebungen vornehmen. Dies mag einem Amtsleiter, der die Karriereleiter weiter beschreiten will, opportun erscheinen, uns Eltern indes muss diese Situation sehr beunruhigen.

Quelle:
Impfschutz bei Aufnahme in den Kindergarten Schleswig-Holstein 2005

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