Schweiz: "Urner Ziege ist trotz Impfung erkrankt"

Zweimal hatte ein Urner Landwirt seine Ziegen impfen lassen. Trotzdem erkrankte ein Tier an einem seltenen Typ der Blauzungenkrankheit. Urner Bauern sind verunsichert.

«Der Ziegenbock wies hohes Fieber, entzündete Schleimhäute und Appetitlosigkeit auf. Ausserdem ging das Tier auf allen vier Beinen lahm», so die
Diagnose von Kontrolltierarzt Thomas Stadler. Sofort wurde dem Ziegenbock Blut entnommen und Antibiotika verabreicht. «Der Zustand des Tieres verschlechterte sich trotz allem so sehr, dass wir es nach zehn Tagen von seinem Leiden erlösen mussten», erzählt der Tierarzt weiter.

Der Betrieb wurde wegen Seuchenverdacht umgehend gesperrt. Die Blutuntersuchung des verstorbenen Tieres ergab: Blauzungenkrankheit. «Nach mehreren Tests stellte sich heraus, dass es sich in diesem Fall von Blauzungenkrankheit nicht um einen in Europa üblicherweise verbreiteten Virustypen handelte», erklärt Barbara Thür vom Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe (IVI). «Bisher konnte festgestellt werden, dass es sich beim Fall in Uri mit grösster Wahrscheinlichkeit um den seltenen Typ Toggenburger Orbivirus handelt. Der erste Fall in der Innerschweiz.» Für eine 100-prozentige Verifizierung dieses Serotyps laufen die Untersuchungen zurzeit auf Hochtouren. (...) - Urner Wochenblatt vom 9. Januar 2009


Kommentar: Tunnelblick statt gesunder Menschenverstand?

Es ist schon ein eigenartiges Phänomen, dass sich so viele kluge und studierte Human- und Tiermediziner tunnelblickmäßig allein auf fragwürdige Labortests stützen. Man hat einen Ausgangsverdacht, der in der Regel ein Virus betrifft, das gerade "in" ist. Die Möglichkeit von Vergiftungen z.B. durch Medikamente oder Pestizide wird dabei gar nicht beachtet, obwohl die Symptome eigentlich mehr für solche Ursachen sprechen. Und wenn dann einer dieser Labortests, für deren Eichung es keinerlei Standards und Kontrollen gibt, positiv anschlägt, der Ausgangsverdacht also bestätigt wird, lassen die Mikrobiologen wie der sprichwörtliche Handwerker beim Feierabendsignal den Hammer bzw. ihr Stethoskop fallen – und das Diagnoseproblem ist erledigt. Keine weitere Suche, keine Fragen, keine Zweifel, kein Abwägen.

Hand aufs Herz: Blutproben ins Labor einsenden und dem Ergebnis entsprechend "nach Schema F" vorgehen, kann auch ein Hilfsarbeiter. Dafür muss man wirklich nicht jahrelang Medizin studieren.

 

 

 

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