Studie: Impfverweigerer sind häufig naturheilkundlich orientiert

Verhältnis zur Impfung: Ein Vergleich von Anwendern und Nicht-Anwendern komplementärer und alternativer medizinischer Verfahren
Swiss Med Wkly 2008; 138(47-48): 713-716

Zusammenfassung

Prinzipien: Kinder, deren Eltern komplementäre und alternative medizinische Verfahren (CAM) nutzen, weisen oft geringere Impfraten auf, als die von Eltern, welche die konventionelle Medizin bevorzugen. Wir haben untersucht, ob dies auch auf eine Gruppe von Patienten zutrifft, die eine Notfallaufnahme in der deutschsprachigen Schweiz aufgesucht haben, wo die Popularität der CAM besonders hoch ist.

Methoden: Es wurde eine Querschnittsbefragung pädiatrischer Patienten einer pädriatischen Notfallabteilung mit städtischen Einzugsgebiet durchgeführt. Von den 1.600 Fragebogen konnten 1007 (= 63 %) zur weiteren Analyse verwendet werden.

Ergebnisse: 12,7 % der Befragten berichteten, dass sie grundlegende Impfungen abgelehnt hatten, davon 3,9 % auf Anraten ihres Arztes und 8,7 % gegen den Rat ihres Arztes. Die soziodemographische Charakterisierung der Patientengruppe, die sich gegen eine Impfung ausgesprochen hatte ergab ein höheres Alter der Kinder, ein höherer Anteil von Mädchen, mehr alleinerziehende Mütter und ein verringertes Haushaltseinkommen. Der Widerstand gegen eine Impfung war bei CAM-Nutzern deutlich häufiger, als bei Nichtnutzern dieser Verfahren (18,2 % bzw. 3,5 %, p < 0,001) Die stärkste Häufung von Ablehnungen gab es bei Patienten, deren (Haus-) Ärzte Pflanzenmedizin, anthroposophische Medizin oder Homöopathie praktizierten. Im Bereich der Impfungen gegen Meningokokken, Pneumokokken und Grippeviren zeigten beide Gruppen fast identische Impfraten. Überraschenderweise war der Prozentsatz von FSME-Geimpften in der Gruppe der CAM-Nutzer höher, als bei den Nicht-Nutzern (21,2 % gegenüber 15,4 %, p<0,05

Schlussfolgerung: Ein erheblicher Anteil der Studienpopulation akzeptiert die Grundimmunisierungen nicht in vollem Umfang. Die Weigerung, den Grundimmunisierungsprogrammen zu folgen, war unter den CAM–Nutzern häufiger zu beobachten und reflektierte in den meisten Fällen mehr den Wunsch der Eltern als den der (Haus-)Ärzte.

Kommentar:

Das Ergebnis widerspricht der von den Behörden oft kolportierten Behauptung, Nicht-Impfen beruhe in der Regel auf Vernachlässigung. Die Auseinandersetzung mit alternativen Behandlungsmethoden zeugt sicherlich von einem generell bewussteren Umgang mit der eigenen Gesundheit - allein schon deshalb, weil man die Naturheilmittel und -therapien in der Regel selbst zahlen muss.

 

 

 

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